GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

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onkel
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von onkel »

Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

Ich kenne den Versuchsaufbau nicht, aber die Praxis zeigt, das häufiger Ölwechsel ein langes Motor Leben beschert . Mercedes hat beim G einen Ölwechselintervall von 5000km vorgeschrieben bei sog. erschwerten Bedingungen .
Ein begnadeter Schrauber und Tuner der alten Schule hat mir mal beigebracht : Öl ist billiger als Eisen
Gruß Onkel,
In einer Welt wo der Klügere nachgibt regiert der Dumme

HZJ 78 Steelfront
Auf 2 Rädern bevorzuge ich auch Stahl statt Plastik :
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Broesel
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Broesel »

Moin,

dann kommen wir nun mal zum nächsten Teil:

Kühlsystem

Das Kühlsystem ist Vergleichsweise simpel aufgebaut.

Es wird unter Druck betrieben, mit einem nicht unter Druck stehendem Ausgleichsbehälter.
Die Füllmenge beträgt 10,9 Liter (Ausnahme: Fahrzeuge ohne Heizung: 10,1 Liter).
Es wird Toyota SLLC als Kühlflüssigkeit verwendet (Toyota Super Long Live Coolant) - dieses ist Pink.

Der Ausgleichsbehälter ist über das Ventil im Deckel des Kühlers angeschlossen.
Es reicht von diesem Ventil ein Schlauch bis fast zum Boden des Ausgleichsbehälters.
Ab einem gewissen Druck im Kühlkreislauf öffnet das Ventil im Deckel des Kühlers und es kann Kühlmittel in den Ausgleichsbehälter gedrückt werden.
Bei Abkühlung und damit verbundener Druckabnahme wird durch den Schlauch in den Ausgleichsbehälter wieder Kühlflüssigkeit in den Kühler "gezogen".

Der Kühler selbst besteht zur Gewichtoptimierung aus Aluminium.
Er ist verhältnismäßig groß und "dick", um eine Gute Wärmeabgabe auch bei Hoher Außentemperatur zu erreichen.

Es ist ein Thermostat mit Bypass verbaut, das bei 80° bis 84° Celsius öffnet.
Das Thermostat ist gut erreichbar montiert, in der nähe des Ölfilters, von oben zu erreichen.

Die Wasserpumpe ist so aufgebaut, das sie 2 gleichmäßig bediente "Ausgänge" hat, um beide Zylinderblöcke (rechts und links) gleichmäßig zu versorgen.
Dadurch ist sie mit ihrem Gehäuse deutlich größer als bei anderen Fahrzeugen und wird über den Keilrippenriemen angetrieben.
Die Wasserpumpe gilt gemeinhin durchaus als Verschleißteil, das bei 150.000 bis 200.000km gewechselt werden sollte.
Wichtig ist, einen etwaigen Kühlmittelverlust zu erkennen - an austretendem Kühlmittel an der Wasserpumpe und Reduktion des Kühlmittelstands im Ausgleichsbehälter.
Da sie ganz gut erreichbar ist, ist das kein wirklich großer Aufwand, und nicht kompliziert, wenn auch das Kühlsystem teilentleert werden muss.

Der Kühler wird durch einen Lüfter unterstützt, der direkt auf der Kurbelwelle sitzt und damit Zwangsangetrieben ist.
Dies erfolgt durch einen Flüssigkeitsmechanismus, der im inneren des Lüfterrads verbaut ist (Fluid-Coupling).
Vereinfacht besteht das ganze aus einer Silikonölfüllung, einem Ventil und einem Bimetall.
Das Lüfterrad ist auf dem "Äußeren" Gehäuse montiert, die Kurbelwelle ist mit dem Inneren Teil verbunden.
Unter einer gewissen Temperatur der Luft hinter dem Kühler dreht der Lüfter nur frei mit.
Man kann ihn prinzipiell mit der Hand anhalten (...tut in bisschen weh, mache besser nicht nochmal....).
Die Viskokupplung ist "offen".

Ab einer gewissen Temperatur der Luft hinter dem Kühler schaltet sie zunächst durch das Bimetall auf die Mittlere Stufe, die eine "halb-starre" Verbindung Herstellt durch Änderung der Silikonölströmung.

Ab dieser Mittleren Stufe verläuft die Drehzahlanhebung bis zur starren Verbindung dann linear ab - je wärmer es wird, desto schneller dreht der Lüfter, bis er letztendlich die Drehzahl der Kurbelwelle nahezu 1:1 erreicht.

Der Vorteil dieses Konzept ist, das keine elektrischen Bauteile (elektrische Lüfter, Relais, etc.) gebraucht werden.
Zudem bleibt der Lüfter durch eine schlagartige/schnelle Abkühlung z.B. bei Wasserdurchfahrten schnell stehen/läuft frei mit, sodass keine Schäden entstehen.

Nachteil ist, das die Luftmenge selbst bei maximaler Kühlanforderung immer noch von der Drehzahl der Kurbelwelle abhängt -> Weniger Drehzahl, weniger Luftstrom und damit weniger Kühlleistung.
Ebenso reduziert eine niedrigere Kurbelwellendrehzahl auch den Durchsatz der Wasserpumpe.

Daher sind lange hohe Leistungsabgaben (mit entsprechender Hitzeentwicklung) bei niedriger Drehzahl eher zu vermeiden.

Im Kühlsystem mit verbaut ist natürlich auch der Ölkühler, der wassergeführt betrieben wird. (Wie schon im Detail zum Schmiersystem beschrieben).
Er ist so eingebunden, das er NICHT das "kalte" Wasser aus dem Kühler bekommt, sondern das Wasser das aus dem Motor zurückströmt, um das Öl nicht zu stark abzukühlen - Ziel ist nicht "möglichst kaltes Öl", sondern "Öltemperatur möglichst Homogen zum Rest des Motors".

Eine kleine Menge Kühlwasser wird zudem durch den "Throttle Body" - also der Drosselklappeneinheit geleitet, primär um diese vor festfrieren bzw. Eisbildung zu schützen.

Das wars soweit azu den Besonderheiten des Kühlsystemens.

Mal sehen wo ich zeitlich nachher noch zu komme.
Spannendere Themen sind sicher dann die Steuerung/ECU und so weiter...


Bleibt dran, da kommt noch mehr :)

Broesel

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Erik Wikinger
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Erik Wikinger »

Moin Broesel,
wirklich total interessant und verständlich beschrieben!! Weiter so.

Grüße Erik
'20 GRJ78
'85 W126 280 SE
'97 Volvo V70 2.0 (477.000 km)

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Erik Wikinger
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Erik Wikinger »

Erik nicht Erich
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Erik Wikinger
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Erik Wikinger »

Ich kenne mich mit der rein mechanisch/hydraulischen Benzineinspritzung (Bosch KA Jetronic) aus.
Was mich hier interessieren würde, ist die elektronische Seite. Wie wird was geregelt und gesteuert, luftseitig/kraftstoffseitig....
Alles nach vorgegeben Kennfeldern ect. ?

Grüße Erik
'20 GRJ78
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Broesel
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Broesel »

Kommt noch :-)
Ist aber sehr umfangreich, weiß nicht wann ich das schaffe :-)

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Erik Wikinger
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Erik Wikinger »

Schon wieder Erich.
Erik grüßt
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Erik Wikinger
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Erik Wikinger »

Danke, hat keine Eile!
'20 GRJ78
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Odessa
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Odessa »

Danke für den dritten Teil!
Klar bleiben wir dran :biggrin:.
Gruß Florian

---------
2019er GRJ76 auf 255/85 R16 mit hydraulischer Seilwinde, ARB Bullbar, two tone, Parabelfahrwerk und Toughdog adjustable - auch unter DO2FL unterwegs.

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laurent.d
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von laurent.d »

Danke Broesel, dass du dir so viel Mühe gibst, diese Informationen zu teilen.

Allerdings hat mich deine Argumentation bezüglich der Häufigkeit des Ölwechsels nicht überzeugt. :lol:

Ich stimme zu, dass die Studie, die ich gesehen habe, kein formaler Beweis an sich ist und fragwürdig ist. Man hätte weitere Tests/Studien durchführen müssen, um zu einem Ergebnis zu kommen. Dennoch finde ich die Frage(n), die dadurch aufgeworfen werden, interessant.

Ich bestreite nicht, dass es in manchen Fällen, je nach Nutzung, notwendig sein kann, das Öl häufiger als empfohlen zu wechseln. Der Beweis dafür ist, dass ich dies bei meinem TTRS aufgrund der intensiven Nutzung auf der Rennstrecke getan habe.
Allerdings meine Überzeugung bleibt die gleiche.
Nur eine Ölanalyse kann sagen, ob ein früherer Ölwechsel erforderlich ist oder nicht.

Aber das ist nicht schlimm, man muss ja nicht einer Meinung sein. :lol:

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_Malte_
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von _Malte_ »

Wurde auch der Ölfilter in der Studie gewechselt? Ansonsten wäre ein reiner Ölwechsel (Neubefüllung der Ölwanne) für den Druckaufbau im Schmiersystem nichts anderes als ein Neustart nach einer gewissen Standzeit.
meine bisherigen 4x4: Patrol K160-->Toyota LJ70-->Toyota KJ73-->LR Defender 90

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laurent.d
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von laurent.d »

Das ist wahrscheinlich. Das würde Sinn machen, um zu verhindern, dass das nächste getestete Öl mit dem Rest des vorherigen Öls, der im Filter verbleibt, verunreinigt wird. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, es ist mindestens zehn Jahre her. :ka:

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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von GRJ78 »

Vor über 20 Jahren gab es mal so nen Trend mit Traboldfiltern, auch so ne Marketingstory aus der Tom/Garage.

Irgendwie hört und sieht man davon auch nix mehr….
:bb: :bb: :bb: :bb:

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Jorge22
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Jorge22 »

Broesel hat geschrieben:
Jorge22 hat geschrieben: Wie stehst du zu 0W40 bei dem Motor?
Es ist außerhalb der aktuellen Spezifikation.
Da aber ein 10w-40 auch akzeptabel war/ist, sollte es kein generelles Problem sein ein -40 Öl zu nutzen.
Das 0w ist natürlich in kalt nochmal dünner als 5w - und dort war der Motor auch mal eher für 10w und 15w entwickelt worden.
Vorteil des 0w ist halt das du in Kalt schneller überall Öl hast, aber eben weniger Öldruck.

Kurzum: vermutlich wird es keine Effekte haben, aber ich sehe auch daher keinen Grund es zu nehmen.
Danke!
Sieh mir die Laienfrage nach: müsste bei einem ganzjährig bewegten Fhz nicht ein hochwertiges Öl für einen möglichst großen Temperaturbereich am besten sein in einer Region wo die Temperaturen zwischen -20 und +40 variieren können?
GRJ76 „Abul Abbas“

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_Malte_
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von _Malte_ »

laurent.d hat geschrieben:Das ist wahrscheinlich. Das würde Sinn machen, um zu verhindern, dass das nächste getestete Öl mit dem Rest des vorherigen Öls, der im Filter verbleibt, verunreinigt wird. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, es ist mindestens zehn Jahre her. :ka:
Ist für diesen GR-Motor wohl unerheblich, da es sich um ja beim LC um einen stehenden Ölfilter handelt, der bei Standzeit ohnehin zum Teil leer läuft. Also keine befriedigende Erklärung für den erhöhten Verschleiß direkt nach dem Wechsel.
Wäre aber auch ein theoretischer Erklärungsansatz gewesen, wenn man einen hängenden Filter beim Tausch nicht vorbefüllt.
meine bisherigen 4x4: Patrol K160-->Toyota LJ70-->Toyota KJ73-->LR Defender 90

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Nizzacruiser
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Re: GRJ7 - 1GR-FE Motordetails (Fahzeugspezifisch)

Beitrag von Nizzacruiser »

Ich meine etwas gelesen zu haben dass die Original Ölfilter ein Rückschlagventil haben, und günstige aus dem Zubehör nicht.

Stimmt das? Oder erinnere ich mich falsch?
Hilux Duty Workhorse 2024
PZJ 75 Alligator Mobiles Kabine 1991

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