Hallo liebe Buschtaxler
Da ja das der Vorstellungsthread ist, mach ich das nun mal
Ich bin 46j jung, arbeite als Testingenieur in einem Industriebetrieb für elektronische Sensoren, Aktoren und Relais. Wohnhaft und verwurzelt bin ich und meine Frau in einem 450-Seelen-Dorf im Kanton Glarus in der Ostschweiz.
Kurz (oder eher länger und ausführlich) zu unserem Werdegang: Das Reisefieber mit Auto hat uns seit ein paar Jahren gepackt. Nach Touren in Schottland und Irland mit einem stinknormalen PKW und Übernachtungen in B'n'Bs wollten wir dann das richtige Campen in Norwegen ausprobieren, nicht mit Offroader, aber ein California ist auch gediegen (leider kein 4Motion). Unsere eMountain-Bikes kamen da auch das erste Mal mit. Wir haben dann nicht soviel wild genächtigt, da fehlte uns der Mut und auch die Erfahrung. Aber das Gefühl, einfach irgendwohin zu fahren und dort zu verweilen, wo es einem grad gefällt, hat uns voll angefixt.
Wir waren dann in der Findungsphase und kamen zum Schluss, dass wir, bevor wir 70k Franken für einen Cali, so wie wir uns das vorstellen (4Motion, DSG, starker Motor), das noch näher ausprobieren wollen. Also mieteten wir in der Schweiz einen California Ocean mit Vollausstattung (elektrisches Hubdach, Küche, DSG, 4Motion, Heckträger, Abstandsregelautomat, und und und) und fuhren nach Slowenien, die Bikes hatten wir auch dabei. Was soll ich sagen? Sensationelles Fahrzeug, bis auf ein paar Kleinigkeiten: Zuviel Überhang wegen dem Veloheckträger (Träger auf AHK), Bremsen nach rasanten Passstrassenfahrten heiss, Kopfstützen, die sich nicht demontieren liessen, Camperausbau für unsere Belange teilweise nicht passend, usw). Und eben, VW lässt sich den Cali richtig gut bezahlen.
Wir hatten die Idee für einen Bulli trotzdem nicht aufgegeben. Auf der Swiss Caravan-Messe in Bern stolperten wir über den SpaceCamper auf Basis des VW Caravelle (der mit den Schiebetüren auf beiden Seiten). Wir konnten so einen SpaceCamper mal ein Wochenende mieten. Allererste Sahne: 4Motion mit Sperre hinten, 204PS, Luftfahrwerk. Auf die Waldlichtung, Knopf drücken. Zack, Auto steht gerade. Geil! Innenausbau: Der ist richtig durchdacht und sehr wohnlich. Aber auch schweinemässig teuer und so wirklich Offroad kann der nicht, wenn Bulli Offroad können muss, dann wird's richtig teuer (und kompliziert, wenn mal was kaputtgeht). Also dachten wir uns Alternativen aus, ein Pickup mit Kabine schwebte mir schon sehr lange vor meinem geistigen Auge. Buschtaxi wär natürlich auch was. Oder Defender? Oder HDJ80? Alles rumstudieren bringt nichts, wenn man es nicht ausprobiert. Also was mieten. Wir fanden dann einen Vermieter von einem Buschtaxi. Klappdach, keine eingebaute Küche, nur zwei Stauboxen, zwei Benzinkocher, keine Standheizung, keine Sitzmöglichkeit hinten, aber dafür Heisswasser. 4.2l Saugdiesel, 6 Zylinder, durstig. Mit diesem ging es in die Bretagne. Ja, an das könnte ich mich gewöhnen, obwohl der Camperausbau noch viel Potential hat. Aber die Einzigartigkeit des Autos, das Gefühl, etwas zu fahren, was nicht jeder hat (Bullis gibts ja inzwischen wie Sand am Meer), das ist es, wenn da bloss nicht der (meiner subjektiven Meinung nach) lahme Motor des Buschtaxis wäre. Und der Preis für einen guten gebrauchten - neu mit gescheitem Ausbau kannst du die dir ja nicht leisten. Nun, ein Defender statt des Buschtaxis? Nach unzähligen Stunden Foren lesen kam ich zum Schluss: Nein, einen Wagen mit so einer verkrüppelten Fahrerposition fahr ich nicht. Und dann ist er immer kaputt. Und regnet rein. Und ist auch lahm. Aber kultig!
Also zurück auf Feld eins. Die Grenzen sind derweil schon ziemlich genau abgesteckt: Offroadtauglich, etwas, das nicht jeder hat, robust, einfache Technik, Klappdach, Standheizung. Schon lange, bevor wir überhaupt an einem Bulli rumstudiert haben, hab ich mir Gedanken über Pickups und Absetzkabinen gemacht - aber den Gedanken wieder verworfen, als wir auch an einer Messe in Bern mal in einer Gazelle sassen. Viel zu eng und zu dunkel, und überhaupt.. Aber ganz loslassen konnte ich den Gedanken nie. Also recherchierten wir intensiv, welches Trägerfahrzeug denn in Frage käme. Ranger? Schönes Auto, aber der Antriebstrang gefällt mir nicht. Ich möchte keinen Zuschaltallrad mit starren Durchtrieb. Also Mitsubishi mit diesem SelectDrive-Dingens -> geiles Prinzip, aber auch haltbar? Nissan? Nö, möchte keinen Rahmenbruch. Ami? Auf keinen Fall. Amarok? Schönes Auto, aber nicht sehr verbreitet, und für meinen Geschmack zuviel Lifestyle... Ergo -> Hilux, und zwar mit dem Nestle Umbau auf permanent 4x4, Auflastung, Bremsen, Mitteldiff.Schaltung. Und dazu die passende Kabine von Exkab, ja das wärs... Wenn da bloss der Preis nicht wäre. Aber durch eine glückliche Fügung fand ich in einer online-Annonce genau so eine Kombi: Hilux Xtra-Cab, 2.5l, Nestle-Umbau mit Fahrwerk, Bremsen, Antrieb, Jg 2013, 105tkm, Preis: sehr fair. und das Beste: aus der Schweiz, mit CH-Zulassung. Zwei, drei Mails, dann Treffen an der Adventure Southside vereinbart, FZ angeschaut und innerlich hatte ich es schon gekauft
Ja, und nun sind wir Besitzer der besagten Kombi und es hat sich wirklich gelohnt. Sehr geiler Fahrkomfort, im (leichten) Gelände über alle Zweifel erhaben (auch mit Kabine drauf) und ein Hingucker.
Wir haben das Auto nun schon zwei Jahre und sind im grossen und ganzen immer noch zufrieden, obwohl momentan grad der Turbo Theater macht... Bis anhin haben wir keine längeren Urlaube als 2 Wochen am Stück mit dem Auto verbracht. Aber wir brauchen unseren Hilux viel für Kurz- und Kürzesttrips. Vielfach fahren wir auf eine Alp oder einen Pass, köcheln ein Findue oder Raclette, trinken eine gute Flasche Wein, fotografieren den Sonnenuntergang oder den Nachthimmel und fahren dann am nächsten Tag wieder nach Hause. Ich hab mir auch zum Hobby gemacht, jede noch so kleine Strasse und jeder noch so versteckte Schotterweg auf der Karte ausfindig zu machen und dann real auszukundschaften, sofern diese Wege auch legal zu befahren sind. So hab ich schon manche schöne Orte oder gute Plätze zum Übernachten gefunden.
Long story short: Wir möchten mit unserem Pickup an abgelegene Orte kommen, dabei Mensch und Natur respektieren, Land und Leute kennenlernen, und unsere Leidenschaft mit anderen Teilen, und dabei immer im Hinterkopf behalten, dass wir nur zu Gast auf dieser Kugel sind.
Liebe Grüsse
Roger