Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

1980 - 1989
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JOS |||
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Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

Beitrag von JOS ||| »

Hi allesamt ich bin neu im Forum, komme nicht aus dem KFZ-Bereich und will dennoch den alten HJ60 meines Vaters wieder instandsetzen.

Der Toyota steht seit einiger Zeit, hat diverse Karosseriearbeiten vor sich und ist teilweise auseinander gebaut.
Ich würde gerne von euch wissen, ob sich das lohnt diesen Toyota fit zu machen, oder sich einen anderen HJ60/61 zu kaufen und ggf fit zu machen.

Bei der Technick müsste ich jetzt Getriebeglocke und Getriebe(gebraucht gekauft) wieder einbauen... leider sind die Getriebeglocke- Schrauben nicht zu finden und ich weiß nicht, wie diese aussehen und wie ich sie ersetzen/kaufen kann.

Bilder und Infos folgen und ich freue mich sehr, dass es dieses Forum hier gibt und die Menschen hier so hilfsbereit sind.
Zuletzt geändert von JOS ||| am Do 14. Apr 2022, 12:51, insgesamt 1-mal geändert.

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HJ61-Freak
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Re: Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

Beitrag von HJ61-Freak »

JOS ||| hat geschrieben:Ich würde gerne von euch wissen, ob sich das lohnt diesen Toyota fit zu machen, oder sich einen anderen HJ60/61 zu kaufen und ggf fit zu machen.

Definitiv wieder fit machen! Ein Neukauf ist in der Regel nicht ohne, weil der Markt für gebrauchte J6 überzogen teuer ist. Und Du weißt nie, was Du für eine Grotte angedreht bekommst. So weißt Du, was Du hast.

Das Schaltgetriebe (mit Verteilergetriebe?) sowie die Getriebeglocke samt Schrauben sollten sich gebraucht schnell finden lassen und auch nicht die Welt kosten. Beim Schaltgetriebe würde ich aufpassen, dass es keines aus einem HJ61, also der Variante mit Turbomotor ist. Der Motor ist dafür bekannt, dass sein Drehmoment gerne die Schaltgetriebe frisst. Im Zweifel handelst Du Dir dann nur eine teure Getrieberevision ein. Achso: Es sollte ein 5-Gang sein. Die Übersetzungverhältnisse im Schaltgetriebe sind bei allen J6-Modellen identisch, ebenso beim Verteilergetriebe. Letzteres ist nur bei den Automatikgetrieben anders.

Gruß

Florian
'86er-HJ61, 450tkm, OME schwer, 35x12,5R15 auf 8,5x15 ET -35, pneumatische gesteuerte HA-Sperre, 80mm Bodylift, optimiertes Verdichterrad, Recaros m. Schwingkonsolen, Aufstelldach u. Innenausbau, div. Zusatzinstrumente, 3"-Abgasanlage inkl. Eigenbau-turbine-outlet, Sidepipe

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imdek
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Re: Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

Beitrag von imdek »

Übrigens, was geht bei SG in Verbindung mit 12HT kaputt?
Wie kann man das diagnostizieren?

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RinaMat
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Re: Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

Beitrag von RinaMat »

imdek hat geschrieben:Übrigens, was geht bei SG in Verbindung mit 12HT kaputt?

Der (quasi ans 4-Gang-SG angesetzte) 5. Gang hat mangelnde Schmierung, was bei hohen Getrieböltemperaturen noch schlechter wird.
Aber Flo kann da sicher mit mehr Details aufwarten!
Mat
"LandCruiser" FJ40 12H-T Bj.78 fürs Gelände (2009 - ?)
"CarinaE" AT191 7A-FEL Bj. 96 für die Straße (2018 - ?)
OBSOLET: CarinaE T19U 7A-FE '95 (2001-2012), LandCruiser LJ70 2L-T '89 (2003-2009), Avensis T25 1AD-FTV '08 (2012-2018)

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HJ61-Freak
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Re: Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

Beitrag von HJ61-Freak »

Kurz zusammen gefasst, leidet das H55F-Schaltgetriebe unter folgenden Problemen:

1. Es ist eine in ihren Grundfesten ziemlich alte Konstruktion aus den frühen 1960ern. Dementsprechend groß sind die Fertigungstoleranzen. Selbst ein korrekt und optimal neu aufgebautes H55F-Getriebe hat mehr Toleranzen in seinem Räder- und Lagerwerk als ein Getriebe gleicher Bauart als Konstruktion aus Mitte der 1980er bei Überschreiten seiner Verschleißgrenze.

2. Die Verwendung von Grauguss als Material für das Hauptgetriebegehäuse (das Gehäuse für den 5. Gang ist aus Aluminium) ist im Hinblick auf den Temperaturhaushalt des Getriebeöls nachteilig, weil das Gehäuse die Öltemperatur nur schlecht an die Umgebung ableiten kann.

3. Das Ölvolumen ist mit 5 l relativ klein bemessen, woraus sich insbesondere bei höheren Drehzahlen und zugleich hoher Drehmomentbelastung ein Temperaturproblem einstellt. Das wiederum ist unter Berücksichtigung von Punkt 2.) umso kritischer.

4. Der 5. Gang wurde an das vorhandene 4-Ganggetriebe nur angeflanscht. Deswegen befinden sich die beiden Zahnräder des 5. Gangs in einem komplett vom übrigen Getriebe abgetrennten Raum. Darum ist auch das Ölvolumen im Vergleich zum 4-Ganggetriebe nur um ca. 0,5 l angestiegen.

Lediglich für den Ölvor- und -rücklauf bestehen Verbindungen zwischen den beiden Räumen in Form von kleinen Kanälen. Der Ölvorlauf zum 5. Gang wird dadurch sicher gestellt, dass im Hauptraum des Getriebes Schleuderöl in einem kleinen Trichter aufgefangen wird und das Öl dann in einem ca. 7-8 mm im Durchmesser betragenden Röhrchen durch die Trennwand geführt wird und dann oberhalb des Zahnradpaares des 5. Gangs endet. Der Rücklauf erfolgt am Boden des Getrieberaumes für den 5. Gang mittels eines Druchbruchs von ca. 10x15 mm in den Hauptraum. Die Zahnräder des 5. Gangs erhalten mithin lediglich eine Form der Tropfbeölung. Vor allem aber findet fast keine Durchmischung des Öls zwischen den beiden Räumen statt, so dass das relativ kleine Ölvolumen am 5. Gang sehr viel Wärme aufnehmen muss. Das ist in Anbetracht der durchschnittlichen Nutzungsdauer (lang, z.B. bei Autobahnfahrt) und Last (hoch) extrem suboptimal.

5. Die Synchronisierungsmechanik ist sehr simpel und ist - mit Ausnahme des 1. und 2. Gangs - zudem, gemessen an den bewegten Massen, grenzwertig klein ausgelegt.

Der einzige richtige Vorteil des H55F-Getriebes liegt in seiner leicht überdimensionierten Auslegung der Wellen- und Zahnradkomponenten sowie der großzügig bemessenen Wälzlagermaße. Auch die Schaltgabeln und die gesamte Schaltmechanik sind nahezu bullet proof. Dazu passen auch die Teile der Synchronisierung von 1. und 2. Gang, die ebenfalls für die Ewigkeit gebaut zu sein scheinen.

Ein kaputtes H55F am 12H-T erkennt man
- an bei Lastwechseln herausspringenden Gängen (meistens der 5. Gang),
- an lauten, heulenden Geräuschen unter Last (meistens im 3. und 5. Gang am deutlichsten zu hören)
- schlechte Schaltbarkeit der Gänge 3-5.
- schon bei geringen Belastungen zu hohe Öltemperaturen (schwer zu erkennen, wenn man die Temperaturkennwerte eines funktionierenden Getriebes nicht kennt bzw. keine geeignete Meßvorrichtung hat).

Gruß

Florian
'86er-HJ61, 450tkm, OME schwer, 35x12,5R15 auf 8,5x15 ET -35, pneumatische gesteuerte HA-Sperre, 80mm Bodylift, optimiertes Verdichterrad, Recaros m. Schwingkonsolen, Aufstelldach u. Innenausbau, div. Zusatzinstrumente, 3"-Abgasanlage inkl. Eigenbau-turbine-outlet, Sidepipe

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Reiti
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Registriert: Fr 16. Aug 2002, 17:21

Re: Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

Beitrag von Reiti »

JOS ||| hat geschrieben:
Bei der Technick müsste ich jetzt Getriebeglocke und Getriebe(gebraucht gekauft) wieder einbauen... leider sind die Getriebeglocke- Schrauben nicht zu finden und ich weiß nicht, wie diese aussehen und wie ich sie ersetzen/kaufen kann.
.


Freunde, es fehlen die Schrauben, Getriebe ist vorhanden.

Feingewinde (!), M10 x 1,25 oder M12 x 1,25. Länge weiß ich nicht, kann man ausmessen. Die Schrauben gibt es im Fachhandel.

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imdek
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Registriert: Di 3. Feb 2004, 12:58

Re: Altes Familienauto wieder fahrtüchtig machen

Beitrag von imdek »

HJ61-Freak hat geschrieben:Kurz zusammen gefasst, leidet das H55F-Schaltgetriebe unter folgenden Problemen:


Klasse! Vielen lieben Dank für die Erklärung!

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